Gründerzeiten. Soziale Angebote für Jugendliche in Innsbruck 1970–1990

Buchpräsentation mit Andrea Sommerauer und Hannes Schlosser

Moderation: Elisabeth Grabner-Niel

Dienstag, 8. November 2022, 19:00 Uhr

Öffentliche AEP-Bibliothek, Schöpfstraße 19, Innsbruck

Zwischen 1970 und 1990 hat sich das soziale Angebot für Jugendliche in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck grundlegend gewandelt und ausdifferenziert. Viele der in diesen Jahren entstandenen Angebote sind bis heute in der sozialen Landschaft prägend. Dazu gehören u.a. Jugendzentrum Z6, DOWAS, Ho & Ruck und Jugendland ebenso wie frauenspezifische Einrichtungen, etwa das Tiroler Frauenhaus und der AEP.

Die Untersuchung von Andrea Sommerauer und Hannes Schlosser zeichnet die Entstehungsgeschichte von dutzenden Einrichtungen nach, bettet diese in die Rahmenbedingungen der einzelnen Arbeitsfelder ein und analysiert die teils fördernde, teils hemmende Rolle von Politik und Verwaltung während dieser Periode des Aufbruchs. Zu den Stiefkindern der Förderstellen zählte die feministische Mädchenarbeit. Thematisiert wird auch die Geschichte von Dachverbänden und Arbeitskreisen, entsprechend dem Selbstverständnis der Gründergenerationen sich politisch einzubringen und mit anderen Einrichtungen zu vernetzen.

Im Gespräch mit Elisabeth Grabner-Niel werden an diesem Abend die beiden Autor*innen besonders auf die gesellschaftspolitischen und strukturellen Rahmenbedingungen eingehen, die zahlreiche neue Sozialprojekte ermöglicht haben. Thematisiert wird auch, welche Rolle dabei einzelne Persönlichkeiten bzw. selbstorganisierte Gruppen gespielt haben und wie förderlich und/oder hinderlich die politischen Instanzen bzw. Entscheidungsträger*innen waren. Einen wichtigen Aspekt stellte der Widerstand der Sozialszene gegen neoliberale Tendenzen des Sozialabbaus in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre dar.

Andrea Sommerauer, geb. 1966, Mag. ͣ  phil, freischaffende Historikerin und Journalistin, Forschungsschwerpunkte: regionale Aspekte der Tiroler Zeitgeschichte, gesellschaftliche Entwicklungen und Strukturen u.a. in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts sowie Erinnerungskultur u.a. betreffend der NS-„Euthanasie“-Opfer in Tirol. Zuletzt Studie über den Einsatz von Jugendlichen aus dem Innsbrucker Jugendzentrum MK als Missionshelfer in Rhodesien 1964–1976 sowie Mitarbeit am Gedenk- und Informations-Ort im Landes-Krankenhaus Hall zur Erinnerung an die 360 NS-Opfer der Heil- und Pflegeanstalt Hall. Ihre aktuellen Forschungsprojekte sind dem Blasmusik- und Chorwesen in Nordtirol in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet.

Hannes Schlosser, geb. 1951, hauptamtlicher Bewährungshelfer an der Geschäftsstelle der Bewährungshilfe Innsbruck (1975–1983), Journalist und Fotograf mit den Schwerpunkten: Politik, ökologische/ökonomische Entwicklung des Alpenraums, Medizin, Soziales. Lehrtätigkeit am MCI, Fachhochschule Soziale Arbeit in Innsbruck. Tirol-Korrespondent der Tageszeitung „Der Standard“ (1996–2008), Autor und Redakteur der Buchreihe „Alpingeschichte Bergsteigerdörfer“ des Österreichischen Alpenvereins.

Elisabeth Grabner-Niel war viele Jahre an der Universität Innsbruck im Bereich Gender Studies tätig (Aufbau des Bereiches mit Gender-Masterstudium), seit 2000 ehrenamtlich beim AEP engagiert (im Vorstand und insbesondere koordinierende Redakteurin der AEP Informationen), 2018 Tirol Koordinatorin des Frauen*Volksbegehrens (nun im Vorstand F*VB).

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