Männlichkeit(en) in Bewegung

14., 21. März, 11. April 2013

Potentiale Kritischer Männlichkeitsforschung vor dem Hintergrund einer Revitalisierung traditioneller Männlichkeitskonstruktionen

An drei Abenden möchte der AEP – Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft eine breite Öffentlichkeit motivieren, sich mit den Erkenntnissen der Kritischen Männlichkeitsforschung auseinander zusetzen. Ziel ist es zu verdeutlichen und zu vermitteln, dass es in der kritischen Männerforschung Analysen und Lösungsansätze für Theorie und Praxis gibt, die sich in geschlechterdemokratischer Weise mit den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft befassen. Laden Sie hier unseren Folder herunter.

Bild von einem jungen Mann mit Buch und dem Text Feminism is for Everybody

Bildnachweis / Titelbild: froodmat / photocase.com. Grafik: VOLLPENSION

Teil I: Auftaktveranstaltung: Potentiale der Kritischen Männlichkeitsforschung

Donnerstag, 14. März 2013, 17:30 – 21:00 Uhr, Die Bäckerei, Dreiheiligenstraße 21a, Innsbruck

Vortrag: Neue Männer und alte Ungleichheiten. Kritische Männlichkeitsforschung und Geschlechterpolitik
Starre Rollenbilder von Männern und Frauen lösen sich zugunsten offener Identitäten auf. Noch nie wurden so viele unterschiedliche Männlichkeitsentwürfe wie heute akzeptiert. Diese Veränderung ist eng mit dem Wandel der Institution Familie verknüpft. Diskussionen über Schwulen- und Lesbenehen oder die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare sind dafür ebenso ein Beleg wie gewandelte Einstellungen vieler Männer zu Partnerschaft, Familie und Kindererziehung. Gleichzeitig verschwinden alte Ungleichheiten nicht (Gewalt im sozialen Nahraum, ‚gläserne Decken’, ungleiche Bezahlung etc.). In der Pädagogik wird der Ruf nach einer geschlechtergerechten Erziehung laut, die Geschlecht als ‚Ressource’ betrachtet und so alte Geschlechterstereotype wieder belebt.
Trotz bestehender Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern ist die Bedeutung von Feminismus und kritischer Männlichkeitsforschung umstritten. In der Männer- und Jungenforschung gibt es widerstreitende Positionen über die Situation von Männern und vor allem darüber, was eine ‚gute’ Jungenerziehung ausmacht und was darunter zu verstehen ist. Der Vortrag gibt Einblicke in Theorien und empirische Studien der Männlichkeitsforschung: Welche Erklärungsmodelle bietet sie für komplexe gesellschaftliche Entwicklungen an und was lässt sich daraus für Geschlechterpolitik lernen?

Referent: Edgar Forster (Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Fribourg, Schweiz. Forschungsschwerpunkte: u.a. Transformation von Bildung durch Globalisierung, Theorie und Geschichte von Erziehung und Bildung, Gender Studies mit Schwerpunkt kritische Männlichkeitsforschung)

Diskussionsrunde: Potentiale Kritischer Männlichkeitsforschung in der Sozialarbeit und in pädagogischen Handlungsfeldern
Es diskutieren Jürgen Allgäuer (Sozialarbeiter, Männerberater, Erziehungswissenschafter, Innsbruck), Amanda Ruf (Geschäftsführerin des Vereins Amazone zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit, Bregenz), Gabi Plattner (Geschäftsführerin Tiroler Frauenhaus), Richard Wimberger (Lehrer an der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Tirol, u.a. tätig in der schulpraktischen Ausbildung), Ursula Primus (Bundes-Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik und Horterziehung, Kolleg für Kindergartenpädagogik), Martin Christandl (Leiter der Männerberatung Mannsbilder).

Moderation: Itta Tenschert (Organisationsberaterin, Gender-Trainerin)

Gestalterischer Beitrag: Playmobil – revisited einer Installation des ArchFem- Interdisziplinäres Archiv für Feministische Dokumentation

Edgar Forster: Boy Turn – Geschlechterpolitik und neue Ungleichstrukturen
Edgar Forster: Feminisierung und Geschlechterdifferenz
Edgar Forster: Männliche Resouveränisierungen
Edgar Forster: Slow, Passive and Hesitant: Transforming Men’s Practices in Austria

 

Teil II: Revitalisierung traditioneller Männlichkeitskonstruktionen: Gegenbewegungen zu Feminismus und Kritischer Männlichkeitsforschung

Donnerstag, 21. März 2013, 17:30 – 21:00 Uhr, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Saal 7. Stock, Südtiroler Platz 14-16, Innsbruck

Vortrag: Männer- und Väterrechtsbewegung:
Diskursive Überschneidungen zwischen der antifeministischen Männerrechtsbewegung, rechtsextremen Kreisen und Mainstreammedien

In den letzten Jahren hat sich ausgehend von den USA und der europäischen Väterrechtsbewegung eine neue Form des Antifeminismus etabliert. Mittlerweile gelingt es der antifeministischen Männerrechtsbewegung und ihren Netzwerken in Österreich, der Schweiz und Deutschland vermehrt, medienwirksam aufzutreten. Im Gegensatz zum traditionellen Antifeminismus wird dabei vor allem die männliche Verletzbarkeit taktisch und emotional in den Vordergrund gestellt. Strategisch setzen Teile der Netzwerke auf Hate Speech und versuchen so, andere AkteurInnen aus den Diskursen über Geschlechtergerechtigkeit zu verdrängen.
Neben personellen Kontakten der AntifeministInnen mit rechtsextremen Kreisen gibt es auch inhaltliche Überschneidungen. Hier sind insbesondere der Anti-„Genderismus“, der männliche Krisendiskurs und der Einsatz gegen „political correctness“ zu nennen. Diese ideologischen Gemeinsamkeiten werden strategisch im Kampf um „kulturelle Hegemonie“ eingesetzt. In einem Ausblick wird die Anschlussfähigkeit dieser Ideologien an den männlichen Krisen-Diskurs im Mainstream (z.B. Focus und Tatort) analysiert und mögliche Reaktionsweisen diskutiert.

Referent: Hinrich Rosenbrock (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Soziologie, Marburg. Arbeitsschwerpunkte: Expertise für die Heinrich-Böll-Stiftung: „Die antifeministische Männerrechtsbewegung“, Biographische Perspektiven von Sans Papiers auf das europäische Grenzregime)

Kurzfassung der Expertise von Hinrich Rosenbrock
Die antifeministische Männerrechtsbewegung -Eine Expertise für die Heinrich-Böll-Stiftung von Hinrich Rosenbrock

Vortrag: Antifeminismus und Männerbündelei Konstitutive Merkmale für die Allianzen zwischen Burschenschaftern, Väterrechtlern, BZÖ und FPÖ
Wenngleich Burschenschafter und Väterrechtler mit z.B. Abtreibungsgegnern auf den ersten Blick historisch, ideologisch wie in der politischen Agitation wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass der in ihren Reihen kultivierte Antifeminismus sowie die unterschiedlich ausgeprägte Männerbündelei große Ähnlichkeiten aufweisen. Zudem ist ihre gesellschaftliche Akzeptanz sowie ihre (immer noch andauernde) politische Relevanz als Teil eines immer stärker werdenden antifeministischen Backlashs zu sehen, mit dem versucht wird, feministische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in Frage zu stellen. Nicht zuletzt zeigen sich diese Allianzen durch Überschneidungen zu FPÖ und BZÖ, die sich als politisches Sprachrohr für die Interessen der jeweiligen Gruppe einsetzen, oder, wie im Falle der deutschnationalen Burschenschafter, einen Großteil ihres Personalreservoirs aus diesen Reihen rekrutieren. Der Vortrag wird ideologische Gemeinsamkeiten, ausgewählte Beispiele personaler Überschneidungen und Vernetzungen dieser Gruppen behandeln.

Referentin: Judith Götz (Literatur- und Politikwissenschafterin. Arbeitsschwerpunkte: Rechtsextremismus, Gedenkpolitik und -kultur in Österreich, feministische/frauenpolitische Fragestellungen)

Moderation: Michaela Ralser (Professorin am Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Innsbruck)

 

Teil III: Männlichkeitskonstruktionen und Geschlechterrollen im Wandel

Donnerstag, 11. April 2013, 17:30 – 21:00 Uhr, Jugendzentrum Z6, Dreiheiligenstraße 9, Innsbruck

Vortrag: Und er bewegt sich doch!? Über Fortschritte und Rückschritte neuer Männlichkeitskonstruktionen
Wir wissen es aus alltäglichen Erfahrungen und soziologischen Studien: Männlichkeiten sind vielfältig und in Bewegung. Doch wie sind diese Veränderungsbewegungen aus emanzipatorischer Perspektive einzuschätzen? In diesem Vortrag wird hinterfragt, was neu ist an „neuen Männern“ und wie sich alte Dominanzverhältnisse fortschreiben. Der kritische Blick zeigt auf, welche Strukturen für die Reproduktion patriarchaler Männlichkeitsentwürfe verantwortlich sind und wie sich männliche Herrschaft unter aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen neu formiert. Vor diesem Hintergrund werden emanzipatorische Männlichkeitsentwürfe diskutiert, die sich diesen Verhältnissen widersetzen und die gesellschaftlichen Veränderungen ausgelotet, die damit einhergehen.

Referent: Paul Scheibelhofer (Lehrtätigkeit zu kritischer Männlichkeitsforschung in Innsbruck, Graz und Wien. Arbeitsschwerpunkte: Gewalt und Geschlecht, männerbündische Strukturen, emanzipatorische Bubenarbeit, kritische Migrations- und Rassismusforschung)

Vortrag: Männlichkeit unter Druck? Zum Verhältnis von Marginalisierung, Prekarisierung und männlicher Herrschaft
Nach einem kurzen Überblick über zentrale theoretische Ansätze der sozialwissenschaftlichen Männlichkeitsforschung wird die prominente These, dass Männlichkeit unter Bedingungen des gesellschaftlichen Wandels zunehmend in eine Krise gerät, am Beispiel von zwei gesellschaftlichen Konfliktfeldern diskutiert: In den Blick genommen wird zum einen das Verhältnis von abweichendem Verhalten und Männlichkeit am Beispiel von Gewalthandeln, zum anderen die zunehmende Prekarisierung von Erwerbsarbeit und der damit einher gehende Bedeutungsverlust der Position des männlichen Ernährers. Für beide Phänomene existieren aussagekräftige wissenschaftliche Zeitdiagnosen im Hinblick auf den Wandel oder die Verfestigung von männlicher Hegemonie, die im Vortrag beleuchtet und zur Diskussion gestellt werden.

Referentin: Mechthild Bereswill (Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur am Fachbereich Humanwissenschaften der Universität Kassel. Arbeitsschwerpunkte: Soziologie und Sozialpsychologie der Geschlechterverhältnisse, soziale Probleme und soziale Kontrolle, soziale Ungleichheit und qualitative Methodologien)

Moderation: Max Preglau (Professor am Institut für Soziologie, Universität Innsbruck)

 


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