Buchpräsentation: „Das Bedürfnis nach gerechter Sühne“

(Tiroler) „Berufsverbrecherinnen“ im Nationalsozialismus

Montag, 6. Februar 2017, 19:30 Uhr
Öffentliche aep-Frauenbibliothek, Schöpfstraße 19, Innsbruck

Die Nazis träumten davon, eine „Volksgemeinschaft ohne Verbrechen“ zu gestalten. Bestimmte „gerichtsauffällige“ Menschen wurden zu „BerufsverbrecherInnen“ erklärt und sollten mit verschiedenen polizeilichen Maßnahmen an der Ausübung ihres „Berufs“ gehindert werden. Eine dieser Maßnahmen war die „Vorbeugungshaft“, d.h. die Deportation in ein KZ durch die Kriminalpolizei.
Sylvia Köchl, Politikwissenschaftlerin und Aktivistin der Österr. Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, hat diesen bisher kaum beschriebenen Aspekt der Zeitgeschichte am Beispiel von „Berufsverbrecherinnen“ erforscht, die aus Österreich ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt wurden. Acht rekonstruierte Frauenbiografien stehen im Mittelpunkt ihres im Herbst erschienenen Buches „Das Bedürfnis nach gerechter Sühne“. Rekonstruiert, weil von „Berufsverbrecherinnen“ keinerlei Selbstzeugnisse bekannt sind.
Unter den acht dargestellten Frauen sind auch zwei Tirolerinnen: Kreszenz Kalt und Margarethe Tomaselli. Beide waren wegen Diebstählen bereits mehrfach gerichtlich zu Kerkerstrafen verurteilt worden, als sie nach 1938 von den Nazis zu „Berufsverbrecherinnen“ erklärt wurden. Die beiden Geschichten stehen im Mittelpunkt der Buchpräsentation von Sylvia Köchl. Es geht um Frauenleben jenseits auch heute gültiger gesellschaftlicher Moralvorstellungen und darum, wohin eine Politik der reinen Repression gegenüber Außenseiterinnen führen kann.

Zum Buch: www.mandelbaum.at/books/764/7683
Zur Geschichte des Frauen-KZ Ravensbrück: www.ravensbrueck.at/das-frauen-kz-ravensbrueck-3/